Griechisch essen auf Griechisch
- doortjerode

- 25. Sept. 2020
- 3 Min. Lesezeit
Man geht an den spielenden Männern vorbei, kurz vor den tratschenden Frauen rechts in die kleine Gasse. Sie macht nicht den Eindruck als ob dort Autos fahren würden, aber das täuscht. Je nachdem wie spät es ist, riecht man schon den Grillduft. Man erblickt die ersten Tische und Stühle, die ganz unterschiedlich sind, aber doch so gut zusammenpassen. Rechts sitzt die Oma der Familie, sie ist morgens für den Kaffee (natürlich keinen Cappuccino) und das Omlette verantwortlich. Wir grüßen „Yassu“ (mittlerweile sind wir beim du). Rechter Hand ist ein (nur bei Regen) überdachter Bereich mit großen Fenstern und einer großen Flügeltür, die zur Zeit immer offen sind. Es sieht so aus als würde man in einem Atrium sitzen.

Die Tische draußen bauen sich um einen kleinen Baum auf. Hedi sei Dank haben wir mal wieder freie Platzwahl. Wie immer sind wir die ersten. Wer geht in Griechenland schon um 18:30 zu Abend essen? Die Tochter der Familie ist die Kellnerin. Sie bringt das Brot (natürlich vom Bäcker um die Ecke und Olivenöl). Das Menü ist reduziert, mit vielen Kleinigkeiten, Fisch und etwas vom Grill. Irgendwie so ganz anders als bei unserem Griechen zu Hause um die Ecke und auch allen anderen deutsch-griechischen Restaurants, die ich kenne. Zur ersten Runde frisch gezapftem Bier gibt es kleine Pastries, die mit Weinblättern gefüllt sind. Ein netter Gruß aus der Küche. Unsere Lieblinge sind Fava, eine Bohnenpaste, die etwas an Hummus erinnert und Iman, ein Auberginengericht mit Tomaten und Feta. Wie immer gibt es auch etwas vom Grill. Das ist der Auftritt des Vaters. Er hinkt vom Hauptgebäude herüber. Dabei hat er sein wichtigstes Utensil - den Föhn. Ganz gegen deutsche Ordnung, wird dieser volle Pulle auf die Grillkohle gehalten. Falls der Vater etwas besseres zu tun hat oder ihm langweilig wird, wird der Föhn auch einfach auf den Grill gelegt. Einen Kurzschluss gab es bisher noch nicht. Das Souvlaki trotz oder obwohl Föhn köstlich.

Dazu gibt es einen halben Liter Hauswein. Nur beim
ersten Mal waren wir überrascht, dass dieser für 4,50€ sehr lecker ist.
Spätestens, wenn der Suvlaki auf dem Tisch liegt, ist auch der bekannte Dorfstraßenhund wieder da. Statt zu betteln, das überlässt er den Katzen, liegt er einfach unter unserem Stuhl.
Das Restaurant ist durchaus mit den deutschen Essgewohnheiten vertraut. Wir werden gefragt, ob alle bestellten Gerichte gleichzeitig kommen sollen oder einfach gebracht werden, wenn sie fertig sind. Da wir eh alles teilen und wir es lieben, wenn nach und nach immer noch etwas neues gebracht wird, freuen wir uns über das nicht typisch deutsche Angebot.
Wir sind wie immer gut gesättigt, picken noch ein paar Oliven (kleine, schwarze, schrumplige, die sehr lecker eingelegt sind). Zwischen den letzten Bissen und der Rechnung, kommt immer noch die Mutter des Familienbetriebs. Sie klönt mit uns, versucht den Hund zu verscheuchen und ist das Herz des Ladens. Am Ende freuen wir uns auf die Rechnung. Mit dieser kommen nämlich auch Baklava. Nicht solche, wie zu Hause, die ich gar nicht mag. Diese hier sind frisch gebacken, nur ein wenig mit Honig getränkt, voller Nüsse und sehr knusprig. Wenn ich ehrlich bin, ist dies für mich zusätzlich zum Ambiente der eigentliche Grund hier zu essen. Außerdem kommt mit der Rechnung auch ein kleiner Humpen Raki. Es ist soviel, dass Patricks Zunge auf jeden Fall etwas davon gemerkt hat. Aber der Arme, musste ihn ja auch in der ersten Woche alleine trinken, zum Glück kamen danach seine Eltern zur Unterstützung.
Wir schlendern nach Hause, wünschen der Oma einen schönen Abend, grüßen am Platz die noch spielenden Männer und schleichen den Berg hoch.




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