Load shedding - und plötzlich ist es dunkel
- doortjerode

- 19. Apr. 2023
- 2 Min. Lesezeit
Energiekrise- und die Überschriften im Herbst: Stromkrise- gehen im Winter die Lichter aus? Stromausfall- wie Wasserkraftreserven uns davor bewahren sollen? Gaskrise- die kommenden Monate werden hart.

So und so ähnlich lautete es in den Medien bei unserer Abreise und in den Monaten davor. Die große Angst nicht immer heißes Wasser, nicht permanent warme Heizungen und nicht immer Licht zu haben.
Wir kamen in Südafrika an und wurden genau damit konfrontiert. Load shedding- oder auch kontrollierter Stromausfall.
Die Regierung stellt gezielt den Strom ab, um eine Überlastung des Stromnetzes zu verhindern. Morgens guckten wir in den Apps, wann an diesem Tag load shedding wäre. Im Normalfall war dies dreimal zwei Stunden am Tag.
Dies hatte mehrere Gründe: der einfachste: Südafrika hat zuwenig Energie. Woran das liegt: die südafrikanische Regierung baut immer noch sehr einseitig auf fossile Energien. 2022 bestand die Energiegewinnung zu 86% aus Kohle.
Bedingt durch den russischen Krieg gegen die Ukraine und die daraus resultierende Energiekrise exportiere Südafrika mehr gute Kohle ins Ausland. Folge: wir stehen im Supermarkt im Dunkeln und Hedi fragt, wenn wir abends noch kein Licht angemacht haben: "ist gerade load shedding"?
Anfangs sah ich mich bestätigt. Es ist doch nicht so wild, wenn mal der Strom weg ist. Man kann sich doch wirklich darauf einstellen. Die Herde sind eh oft mit Gas betrieben, Internet braucht man nicht immer und der Tiefkühl ist auch nach zwei Stunden ohne Strom noch eiskalt.
Viele Südafrikaner stellten sich privat Generatoren in Garten. Wenn auch marginal, aber auch die Anzahl der Solaranlagen stieg. Zumindest bei denen, die es sich leisten können. Denn die Energiekrise verschärft die eh riesengroße Kluft zwischen Arm und Reich. So hatten wir oftmals in den Ferieninterkünften zwar abgestellte Kühlschränke und kein Licht, aber das wlan und der Netflixempfamg war nur selten betroffen. Eine sehr spannende Priorität.
Doch die Stimmen gegen die Regierung werden immer lauter. Ein nationaler Streik sollte am 20.3.23 den Unmut gegen diese und der Vorwurf der Korruption verdeutlichen.
Der Präsident Ramaphosa, der 2019 seine zweite Legislaturperiode antrat, scheint keine Antworten auf das Problem zu haben und entlässt einen Minister nach dem anderen. 2021 und 2023 wurde das Kabinett sogar ausgetauscht.
Was nehme ich mit nach Hause? Man muss keine Panik davor haben, wenn man nicht permanent Zugang zu warmen Wasser hat. Es ist ein gutes Gefühl, dass die eigene Regierung sich der Herausforderung zu stellen scheint. Warum man dabei nicht verstärkt und konsequenter auf Erneuerbare Energien setzt bleibt unverstanden.




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